Seit wir unsere Bekleidung in Nepal und nicht mehr in Indien produzieren lassen, haben wir Goa aus Zeitgründen nicht mehr besucht. Es wurde also höchste Zeit für einen Kurztrip. Alte Freund und Orte in Nordgoa aufzusuchen. Wie hat es sich entwickelt?
Wirtschaft und Mittelschicht in Indien explodieren, während Europäer und Russen ihr Geld zurückhalten. Das spiegelt sich auch in Goa.
Aber fangen wir im Jahr 2000 an. Israelis hatten das Zepter in der Hand, mit Royal Enfields knatterten sie zu Partys und prägten die psychedelische Szene. Goamode schoss aus dem Boden mit schwarzlichtaktiven Stickereien und Pumphosen und wir waren mitten drin. Dann kamen Visabeschränkungen für Israelis. Man munkelt, dass sie nach ihrem Militärdienst zu sehr über die Stränge schlugen. Zu viele reisten drogenabhängig nach Hause oder blieben in Goa hängen und auch die Einheimischen betrachteten die feiernde Masse mit gemischten Gefühlen.
Massenhaft russische Touristen übernahmen um 2010, kauften Villen, bauten besoffen Mopedunfälle und machten Russendisko mit nackten Tänzerinnen zur Empörung von Einheimischen. Speisekarten und Flyer gab es teilweise nur noch auf Russisch. Auch indische Touristen wurden immer häufiger.
Einige Plätze wie Anjuna Shivavalley blieben treu und luden zu "richtigen" Goapartys. Die gesetzliche Lage ließ nur noch tagsüber Partys zu, aber Bestechungsstorys mit der Goa-Police funktionierten noch, bis schließlich Delhi Beamte nach Goa schickte, die zivil getarnt auf Partys gingen, um diese via Razzien platzen zu lassen.
Auf legalen Partys im Hilltop kam eine wachsende indische Community zusammen, die authentisch feierte - also nicht mehr der ruppige Inder, der sich an seiner Pillendose vergriff, die eigentlich zum Verkauf gedacht war.
Mittlerweile ist nicht mehr viel übrig von der ursprünglichen Szene vor Ort. Goa hat seine Samen in die Welt geschleudert, andere Plätze sind jetzt Hochburgen. Lockerheit und Spiritualität sind jedoch geblieben, schließlich liegt Goa in Indien. Es ein ganz normaler Urlaubsort zum Wohlfühlen mit leckerem Essen, mittelmäßigen Stränden, tollen ayurvedischen Massagen und guten Preisen. Diverse Fragmente und viele Souvenirs erinnern an vergangene Epochen.
Arambol und Mandrem
In Arambol wird Yoga nach wie vor großgeschrieben und abends läuft in einigen Kneipen ein Beat, der als Fusion zwischen indischer Mukke und Psytrance bezeichnet werden kann. Es sind wesentlich mehr Inder unterwegs als noch vor zehn Jahren, das Umfeld passt sich an. Kein Wunder bei über einer Milliarde Einwohnern mit steigendem Wohlstand - da ist sogar noch Luft nach oben bis hin zum Massentourismus. Umso schneller muss jetzt bitte noch das Müllproblem behoben werden - gern durch weitere PR-Kampagnen. Einiges hat sich zwar schon getan, aber es gibt immer noch zahlreiche Pappenheimer, die es nicht kapieren.
Europäer und Russen sind seit den Krisen in der Minderheit, früher war es umgekehrt. Nun übernehmen also die Inder selber das Zepter und das haben sie sich verdient.
Mandrem ist zumindest jetzt zu Saisonende ein ruhiger Ort, man könnte meinen immer noch ein Geheimtipp. Essen für 50 Cent und Hütten für 2 € sind natürlich längst Vergangenheit. Heute sind es fünf Euro fürs Essen und zehn Euro für ein Zimmer.
Anjuna und Vagator
Einst Epizentrum der Goaszene sind Anjua und Vagator mittlerweile Orte mit neuen Resorts und Bezahlparkplätzen. Der Mittwochmarkt in Anjuna ist seit der Pandemie nicht mehr das, was er mal war. Ich habe den Ort aufgesucht, an dem wir vor Ewigkeiten unsere erste Aladinhose produzieren ließen. Die Corona-Krise kostete Jagdish das Geschäft, er ist nicht mehr da:
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